viva la revolution?

Veröffentlicht: April 28, 2009 in böse, bildung, geschichten, klugscheiss, kultur, leben, medien, Politik, reda, Satire, sinn, stil, terror, zürich

immer um diese jahreszeit denke ich über meine politische vergangenheit nach, und was schief gelaufen ist.

wir wollten die revolution. und streng nach handbuch haben wir uns für den klassenkampf eingesetzt.

erst wollten wir das establishment destabilisieren. wenn der mittelstand genug leidet und das vertrauen in die regierung verliert, sollten sich die mittelständler der revolution anschliessen. so stand das da im handbuch.

wir also los, überzogen die innenstadt mit feuer und tränengas. wir zündeten die autos der mittelständler an und wir besetzten häuser, in denen  mittelstandskids drogen nehmen und sich vor dem gesetz verstecken konnten. wir prügelten uns mit den polizisten und sorgten mit unseren demos dafür, das samstags niemand mehr einkaufen gehen konnte in der stadt.

also, der mittelstand war nach einer weile wirklich ziemlich unzufrieden. aber überraschenderweise folgten sie nicht dem ruf der revolution…

scheiss handbuch.

aber irgendwie hats ja dann doch funktioniert. unser bewegungsanwalt moritz leuenberger ist jetzt bundesrat, und zürich wird von der sympathisantin mauch regiert.

trotzdem argwöhne ich, dass wir irgendwie als revolutionäre versagt haben…..

das revolutionäre ikea-wohnzimmer lässt mich an unserer ideologie zweifeln…

wandtattoo-che-guevara

Kommentare
  1. till sagt:

    Schon lustig wie jetzt alle selber „der Mittelstand“.sind …um nicht gar zu sagen „das Establishment“…und sich die Revolution so ein wenig darauf beschränkt sich das Häuslein an der Pfnüsel- statt an der Goldküste zu bauen.
    Vielleicht wäre das Potential für politische Ideen in der Schweiz (als auch in den meisten anderen Demokratien)auch ein bisschen weniger verbaut, wenn man damals doch lieber gleich „das Kapital“ und die Texte zum Bürgerkrieg gelesen hätte, statt den praktischen Ratgeber „für die Revolution zum selber machen“ mittels harter, imperialistischer Währung zu erstehen?
    Aber das hätte selbstverständlich bedeutet, dass die Samstagnachmittage mehr hinter Büchern und weniger vor dem Opernhaus stattgefunden hätten und auf so eine Jugend will ja wohl keiner zurückschauen 🙂

  2. redder sagt:

    naja, marx hatte einfach zuviele seiten. nach dem zweiten band hab ich dann gleich „stadtguerilla“ gelesen.

    und unser wissen über marktwirtschaftliche mechanismen haben wir aus unseren illeaglen bars und konzerten…

    mehrwert war das, was wir selber versaufen konnten 🙂

  3. Ray sagt:

    Wo und wie versagt wurde, kriegst Du in den Griff, wenn Du Jutta Dittfurth’s Bio von Ulrike Meinhof liest. Sehr empfehlenswert!

    OT: Danke für den Plug für Züri im BaA, so Sachen wollen und sollen auch mal gesagt sein.

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