ein blick. nein, nicht die zeitung, so richtig mit den augen. gestern im tram.
rein zum zeitvertreib übe ich mich im blickduell mit arroganten tussen im tram. normalerweise gewinne ich in den ersten fünf sekunden. aber gestern fand ich eine ebenbürtige gegnerin, eine hübsche rothaarige um die 30.
die regeln: man darf nicht lachen oder wegschauen.
sie steigt ein, setzt sich mir gegenüber und betrachtet mich von oben herab. ihre mundwinkel fallen ein wenig, bei dem was sie da sieht.
ich schaue zurück, die blicke kreuzen sich. die pupillen saugen sich aneinander fest. der kampf hat begonnen.
sie rümpft die nase.
ich ziehe eine augenbraue hoch.
sie hält stand.
zeit: 8 sekunden
ich beginne zu schwitzen.
sie lehnt sich zurück, verschränkt die arme, blickt mich weiter an, jetzt über die nasenspitze.
ich lege den kopf schief, so mit vollem hundeblick-effekt
sie zittert ein wenig und legt jetzt selbst den kopf schief.
nun bin ich in schwierigkeiten. das sieht einfach zum anbeissen aus. aber ich lache nicht, lächle nicht einmal.
sie setzt nach, öffnet die arme und lehnt sich vor, die augen weit geöffnet.
zeit: 19 sekunden
jetzt bleibt mir nur noch die geheimwaffe.
ohne den blick abzuwenden ziehe ich meine brille von der nase und setze sie der vollen strahlung meiner braunen augen aus.
jetzt zuckt es in ihren mundwinkeln.
ich beginne mit einem auge zu schielen.
ha! gewonnen! jetzt grinst sie.
sieg durch KO nach 24 sekunden. aber es war knapp.
jetzt grinsen wir beide wie die idioten.
wir wechseln kein wort bis ich das tram verlassen muss.
das nenn ich sport…
so herrlich unkuhl, mann! 😉
glaub dir kein wort, du schnacker!