Etablierte printjournalisten tun sich noch immer schwer mit dem web. Sei es, weil sie denken, sie seien web. 2.0, weil sie ohne technische hilfe ihren printartikel online stellen koennen, sei es aus standesduenkel gegenueber den online-kollegen.
Durch ignoranz hat sich aber noch nie ein defizit aus der welt schaffen lassen.
Was die meisten printjournis nicht verstehen, ist die beschaffenheit des webs.
Das web heisst web, weil ich die erschuetterung an meinem bildschirn spuere, wenn 1000 kilometer weiter weg eine fliege ins netz geht.
Ok, inzwischen haben die meisten ein facebook-profil. Aber leider nicht die geringste ahnung, wie man es als journi nutzt.
Viele kollegen fragen mich, wieso ich 1600 fb-freunde habe.
In meinem facebook-netzwerk kann ich intuitiv stimmungen erfassen. Je breiter und heterogener die zusammensetzung der freunde, um so spuerbarer die stimmung in der bevoelkerung.
Viele journis verkehren in ihrer freizeit nur mit anderen journis, werbern und sonstigen medien- oder kreativfuzzis und haben keine ahnung von ihren lesern. Mit breiter virtueller vernetzung kann man wieder ein gefuehl dafuer kriegen, fuer wen man schreibt, und was diese menschen bewegt.
Nebenbei ist die wahrscheinlichkeit, das etwas aktuelles zuerst in einem facebookstatus auftaucht, bevor es ueber den newsticker geht immer hoeher.
Zuerich ist die stadt mit der hoechsten facebook-accountdichte im verhaeltnis zu den einwohnern. Die zahl der leute, die einen account haben wird wohl die derer uebersteigen, die ein abo fuer eine bezahlzeitung haben.
Die waehrung im netz ist information. Die arbeit des journalisten ist es, tendenzen zu erspueren und aus einer milliarde bits das koernchen gold zu schuerfen, das eine geschichte ergibt.
Die klassische recherche ist deshalb nicht ueberfluessig, nur um welten erweitert.
Ausserdem ist es tatsache, dass menschen online mehr von sich preisgeben, weil sie sich geschuetzter fuehlen.
Naja, ausser die paranoiden medienfuzzis 🙂
dieser beitrag wurde uebrigens im tram auf einem handy geschrieben
So, genug gepredigt