in letzter zeit, wenn ich eine zeitung oder ein magazin(!) aufschlage, fühle ich mich nicht mehr wirklich ernst genommen.
da sind mehr kommentare, kolumnen und erklärungen, wie ich die präsentierten infos einzuordnen habe, als infos.
journalisten haben die tendenz, ihre leserschaft für vollidioten zu halten.
ich will nicht, dass mir ein journi die welt erklärt. die welt ist so schon kompliziert genug.
was befähigt einen journalisten, anderen die welt zu erklären? wenn er sie soviel besser verstehen würde, wär er wahrscheinlich nicht journalist sondern staatsführer oder sowas.
journalisten wissen von allem ein wenig. und fachjournalisten wissen vielleicht ein wenig mehr. aber nehmen wir zu beispiel wissenschaftsjournis. wenn die wirklich eine ahnung hätten, wären sie in der wissenschaft, nicht in den medien.
wieso ich gerne zeitung mache? weil ich mein karma-konto ausgleichen will. als boulevardjourni für eine abendzeitung hab ich die möglichkeit, jeden abend ungefähr 250 000 leser für zwei minuten schmunzeln zu lassen. oder sich aufregen. ich produziere emotionen und damit echte lebensqualität. in winzigen stücken.
wenn ich aber nur schon die schmunzel minuten zusammenzähle, tag für tag, 250 000 schmunzelminuten, kann ich bald eine ganze lebenszeit mit lächeln füllen. DAS ist für mich ein lohnenswertes ziel.
den leuten unausgegorene erklärungen für dinge zu geben, die journalisten auch nur aus zweiter hand erhalten und mit mangelndem fachwissen für die leserschaft vorkauen, empfinde ich als intellektuelle selbstbefriedigung.
dazu kommt, das die meisten journis keine ahnung haben, für wen sie schreiben. journalisten verkehren mit journalisten. so haben sie nicht mal ne ahnung WEM sie da die welt erklären.
ich kenne kaum einen, der einen kaufmännischen angestellten, eine jelmoli-verkäuferin oder einen schreiner im engeren freundeskreis hat. das sind nun aber mal die leute, die zeitung lesen.
der anteil an medienfuzzis in der gesellschaft ist zum glück sehr gering.