Mit ‘das magazin’ getaggte Beiträge


in letzter zeit, wenn ich eine zeitung oder ein magazin(!) aufschlage, fühle ich mich nicht mehr wirklich ernst genommen.

da sind mehr kommentare, kolumnen und erklärungen, wie ich die präsentierten infos einzuordnen habe, als infos.

journalisten haben die tendenz, ihre leserschaft für vollidioten zu halten.

ich will nicht, dass mir ein journi die welt erklärt. die welt ist so schon kompliziert genug.

was befähigt einen journalisten, anderen die welt zu erklären? wenn er sie soviel besser verstehen würde, wär er wahrscheinlich nicht journalist sondern staatsführer oder sowas.

journalisten wissen von allem ein wenig. und fachjournalisten wissen vielleicht ein wenig mehr. aber nehmen wir zu beispiel wissenschaftsjournis. wenn die wirklich eine ahnung hätten, wären sie in der wissenschaft, nicht in den medien.

wieso ich gerne zeitung mache? weil ich mein karma-konto ausgleichen will. als boulevardjourni für eine abendzeitung hab ich die möglichkeit, jeden abend ungefähr 250 000 leser für zwei minuten schmunzeln zu lassen. oder sich aufregen. ich produziere emotionen und damit echte lebensqualität. in winzigen stücken.

wenn ich aber nur schon die schmunzel minuten zusammenzähle, tag für tag, 250 000 schmunzelminuten, kann ich bald eine ganze lebenszeit mit lächeln füllen. DAS ist für mich ein lohnenswertes ziel.

den leuten unausgegorene erklärungen für dinge zu geben, die journalisten auch nur aus zweiter hand erhalten und mit mangelndem fachwissen für die leserschaft vorkauen, empfinde ich als intellektuelle selbstbefriedigung.

dazu kommt, das die meisten journis keine ahnung haben, für wen sie schreiben. journalisten verkehren mit journalisten. so haben sie nicht mal ne ahnung WEM sie da die welt erklären.

ich kenne kaum einen, der einen kaufmännischen angestellten, eine jelmoli-verkäuferin oder einen schreiner im engeren freundeskreis hat. das sind nun aber mal die leute, die zeitung lesen.

der anteil an medienfuzzis in der gesellschaft ist zum glück sehr gering.


in der gestrigen ausgabe des magazins meldete sich daniel binswanger, seines zeichens alleswisser und frisurenmodel des magazins, zum thema polanski zu wort.

binswanger ist kommentator. er hat eine politische meinung. zu allem. also auch zu polanski.

er wirft der schweizer justiz willkur vor. kann ich unterschreiben. aber nicht, weil sie polanski jetzt verhafteten.

als polanski sich mehr oder weniger diskret ins land schmuggelte und in gstaad mit den anderen alten säcken aus hollywood, abfeierte, konnten die strafverfolgungsbehörden ein auge zudrücken.

wenn er sich aber gross ankündigt und sich von seinen filmgroupies den bauch kraulen lässt, kann die justiz nicht wegschauen. unsere behörden lassen sich nicht gerne blosstellen. und sie hätten ziemlich blöd dagestanden, wenn sie trotz offizieller ankündigung einen per interpol gesuchten analvergewaltiger von dreizehnjährigen einfach unbehelligt liessen.

der dani meinte im magazin, dass das vorgehen der justiz ihn an die alten ostblockdiktaturen erinnere.

lieber dani. du bist soooo ein dummschwätzer. du kennst die „alten ostblockdiktaturen“ doch nur aus hollywoodfilmen, warst vor dem zusammenbruch der sowjetunion nie östlicher als st gallen. sowas zu schreiben zeugt von dümmlicher ignoranz, echt. vielleicht solltest du mal einen gulag besuchen, ich hab mir sagen lassen, dass das neue russland noch immer welche betreibt…

dani hätte auch die möglichkeit gesehen, polanski „diskret zu signalisieren“, dass er in den knast müsse, wenn er einreise.

wieso? daniel binswanger, wieso hätte unsere justiz sowas tun sollen?

weil der kerl gute filme macht? weil alle schweizer kulterschaffenden gerade urlaub in polanskis arsch machen? weile es solange her ist? weil polanski so ein netter ist? weil er sonst schon so ein hartes leben hatte, der arme?

jeder ausgeschriebene straftäter, auch wenns nur ein velodieb ist, wird am flughafen verhaftet. aber polanski sollte man eine warnug zukommen lassen, um unsere glaubwürdigkeit zu retten? unsere glaubwürdigkeit als was? als bigotte arschkriecher mit ekelhafter doppelmoral?

dein titel ist „Wer uns vertraut, ist selber schuld“ (du meintest wahrscheinlich „ist selbst schuld“)

wer ums vertrauen eines kindervergewaltigers buhlt, ist, naja, weiss auch nicht….

wenn ein vierzigjähriger eins deiner kinder unter drogen setzt und dann, nach der vaginalen vergewaltigung in den arsch fickt, von wegen verhütung, ist das dann nach dreissig jahren rechtlich noch relevant?

„aber das opfer hat ihm vergeben!“

du hast vielleicht in deinem leben noch nicht viel mit menschen zu tun gehabt, die einen missbrauch in ihrer kindheit erlebt haben. und wenn, haben sie sich gehütet, dir das zu erzählen (wieso wohl?) sonst würdest du wissen, dass die aussöhnung mit dem täter ein therapeutisches werkzeug ist, damit die opfer irgendwann mal wieder ein normales leben zu führen können.

„ich hab eine meinung und ein autorenbild mit frisur, deshalb bin ich kommentator!“
binswanger
bild via dasmagazin.ch


ich gebs ungern zu, aber meine vorgefasste meinung michele rotens texten gegenüber muss überdacht werden.

hei, du scheinst erwachsen geworden zu sein, michele. der text dieser woche zeigt einen menschen. schon letzte woche war ich überrascht, als ich nach einer längeren pause wiedermal deine kolumne gelesen hab.

keine pubertären möchtegern-tabubrüche mehr, sondern geschichten, die einen emotionalen zustand auf witzige weise an den leser bringen.

vielleicht hast du ja gerade noch die kurve gekriegt, um nicht auf demselben abstellgleis wie frau roche und die anderen langweiligen sex-talkerinnen zu landen.

freu mich auf die nächste woche..


viele mögen blocher nicht. weil er ein despot und ein gauner ist, weil er lügt und intrigiert, weil er abwiegelt, verhetzt und angst schürt.

das magazin wollte es genau wissen, wollte uns den menschen hinter dem machtmenschen zeigen. sie begleiteten blocher überall hin und machten sich ein bild. 

eigentlich eher eine home-story der SI auf politischer ebene. 

im vorwort outet sich finn canonica auf den spuren seines alten freundes aus „toaster“-tagen, köppel.

und was lernen wir über blocher? der mensch hinter der maske, den das tagimagi da entdeckt, ist derselbe narzistische gierige und unreflektierte depp, den wir schon aus den ganz normalen medienberichten kennen.

lieber finn canonica 

zuviel platz für bereits bekanntes. überlass das köppel und der weltwoche, die machen das schon länger und vor allem konsequenter