vom balkon meiner freundin sehe ich direkt auf einen spazierweg. sonntagmorgens um sieben, wenn ich meine erste zigi und meinen ersten kaffee zu mir nehme, stehe ich also da draussen und schaue auf den weg runter.
da sind keine spaziergänger. da sind jogger. nicht etwa leicht angefettete mittvierziger, sondern junge menschen, die nicht von drohendem, cholesterinbedingten herzinfarkt aus dem bett und auf die piste genötigt werden.
es sind junge menschen, die in ihren unsäglich farbigen, enganliegenden joggingklamotten den wunderbaren weg entlang hetzen. menschen, die noch gesund sind, die um diese zeit mit ihren liebsten im bett liegen und krümel von gipfeli auf den kissen verteilen sollten. ganz bestimmt sollten sie nicht in der kälte bis an die schmerzgrenze sport betreiben. was ist nur los mit unserer welt? gestählter geist in gestähltem körper? irgendwie erinnert mich das an die mittelalterliche selbstkasteiung gewissen katholischer orden. aber selbst diese masochistischen mönche blieben für ihr leiden in ihren warmen zellen.
nun kommen mir die fanatischen jogger immer wieder mit „joggen als mentale herausforderung“. naja, sag ich dann, geradeauslaufen als mentale herausforderung hätte vielleicht den homo australicus noch beeindruckt, obwohl das geradeauslaufen auch damals schon zu den skills der breiten bevölkerung zählte.
meditative tiefe? da halt ichs lieber mit den buddhisten. die setzen sich auf ein kissen und versinken in meditative tiefe, ohne einen finger zu rühren…