verzicht & heroin

Veröffentlicht: Juli 12, 2008 in erlebnisse, geschichten, klugscheiss, liebe, reda, sinn, zürich

ich wurde gefragt, obs mir denn nichts ausmache, wenn ich verliebt sei, und quasi im leeren raum schwebe, also keine gewissheit habe, ob denn dieses verliebtsein auch in einer beziehung aufgehen werde.

nun, seit damals, als ich meine langjährige heroinsucht überwunden habe, ist meine fähigkeit, auf etwas „absolut wichtiges“ zu verzichten, oder eben, mich in geduld zu üben und unsicherheiten auszuhalten, um einiges gewachsen.

ein nicht-süchtiger kann sich das meist gar nicht vorstellen, aber damals war heroin sowas wie mein zuhause, meine geliebte, mein freund, mein bunker. alles, was ich dachte, sei unabdingbar in meinem leben. der entscheid, mit sämtlichen drogen, inklusive alkohol, aufzuhören, fiel dann auch nicht freiwillig, sondern mir blieb einfach nichts anderes übrg, wenn ich noch ein wenig weiterleben wollte.

nun, ich musste lernen, auf alles zu verzichten, was mir bis anhin sicherheit gebracht hatte, alles, was mir emotionalen schutz und wärme gegeben hat.

herauszufinden, dass mich das nicht umbringt, im gegenteil, dass durch eine unsichere zukunft neue möglichkeiten entstehen, hat mich eher sicherer und ruhiger gemacht.

ich weiss jetzt, dass selbst, wenn ich nicht das kriege, was ich eigentlich will, meine lebensqualität deswegen nicht sinkt, wenigstens nicht auf längere sicht.

ausserdem hat niemand die garantie, dass das, was er sich wünscht, dann auch kommt, und wenn, ob es sich dann so anfühlt, wie mans gerne hätte. 🙂

verzicht, unsicherheit und verlust sind einfach weitere aspekte der veränderung. und vor veränderung hab ich keine angst mehr.

wenn ich aber etwas wirklich will, kann ich mich einfach hinsetzen und warten, bis ich es bekomme 🙂

 

Kommentare
  1. wirbel sagt:

    herzlichen dank für diesen mutigen blog! hach ja, die frustrationstoleranz! sie ist eine wichtige eigenschaft, die leider immer mehr in vergessenheit gerät.

    ob sich gewünschtest tatsächlich so anfühlt, wie wir es uns vorgestellt haben? eine illusion, wenn du mich fragst. ich strebe langfristig und theoretisch nach wunschlosigkeit. oder danach, von äusserlichkeiten unabhängig, mit mir, dem, was ich habe und dem zustand, der sich immer wieder ändert, zufrieden zu sein.

    so lassen sich auch unsicherheiten, von denen es im leben mehr gibt als von ihrem gegenteil, nicht bloss ertragen, sondern in chancen verwandeln. an gewissheit glaube ich wohl schon lange nicht mehr … höchstens auf einer höheren ebene.

  2. Hui was für ein Posting. Ich bin beeindruckt und schweige.

  3. noname sagt:

    ja manchmal muss mann lange warten können; und ist dann immer noch nicht sicher, dass er bekommt was er will, besonders wenn das begehrte was nicht frei ist!!!

  4. redder sagt:

    tz, der trick dabei ist es eben, so zu warten und zu sitzen, dass man am ende bekmmt was man will. irgendwann verrat ch den trick hier. 🙂

  5. Fiona Amann sagt:

    Schade, dass du mein Urheberrecht missachtest.

    • redder sagt:

      Ich nehm Dein Bild raus, sobald ich am Rechner sitze.

      Grundsätzlich interessiert mich das Urheberrecht herzlich wenig. Im digitalen Zeitalter hat der Urheber in meinen Augen das Recht, eine Idee, ein Text oder ein Bild genau einmal im Original zu verkaufen oder zu veröffentlichen. Alles andere ist entweder aufgeblasenes Ego oder Gier (Musikindustrie). Wenn du Bilder ins Netz stellst, lässt du die Idee frei in eine Welt, in der sie neue Projekte befruchten kann. Aber in diesem Fall ist das Bild nicht ausschlaggebend für Inhalt und Wirkung, also kein Problem.

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