Archiv für Mai, 2009


ich bin dieses wochenende wieder mal in der provinz. in der sueddeutschen provinz.

es ist extrem idyllisch. fast schon schmerzhaft. jeder baum und jede mauer wirft sich ins sichtfeld, um fuer mch ganz persoenlich zu posieren. die buesche und parkbaenke und die statuen ziehen die baeuche ein, wenn sie ne kamera sehen.

natuerlich gibts einiges zu bestaunen. zum beispiel die modeboutiquen. man fragt sich einen augenblick, wovon die leben, wenn man in die auslage im  schaufenster sieht. aber beim spaziergang am see sieht man dann, wer sich wie einkleidet. rote jeans mit hineingestopften t-shirts sind keine seltenheit.

und die modischen haarschnitte. ich wuerde  behaupten, dass der alte vokuhila-haarschnitt hier die angenehmste der frisuren ist. nicht retro, noch immer voll original. und das ist viel angenehmer als dreissigjaehrige maenner mit schulterlangen dauerwellen ansehen zu muessen…

aber die leute hier leben ja nicht hinter dem mond. sie sind ja auch ein wenig wild und modern und so: ALLE frauen haben irgendwo eine knallrote oder violette straehnen im haar. manchmal mutter und tochter in derselben farbe.

dafuer tragen die maenner hier noch schnauz. wie richtige maenner eben. und sie stemmen gewichte. mehr stiernackige, breitschultrige maenner mitgym-muckis hab ich nur in budapest gesehen. aber die hatten keinen schnauz. die hatten eigentlich gar keine haare auf dem kopf.

naja, eigentlich ist es ganz witzig hier. ich fuehl mich einfach ein wenig overdressed. mit jeans und weissem hemd und turnschuhen.

es ist ein wenig, als waer ich bart simpson zu besuch bei den teletubbies……

ich:
Bart_Simpson

und die:
teletubbies


sie stehen auf dem peron vom gleis 12. er, mitte vierzig, backenbart, laengere haare und northface-jacke. sie, etwa vierzig, die eine straehne ihres schulterlangen haares hinter dem ohr, den rest mit einer schlichten sonnebrille nach hinten gesteckt. ein, zwei graue straehnen, eigentlich ein recht huebsches paar. wenn da nicht das gepaeck  und die fahrraeder waeren.

die siebzehnjaehrige tochter mit einer hand an ihrem rennrad (das bestimmt papi ausgesucht hat) mit der anderen am handy, schafft es, ihrer besten freundin vom neuesten desaster, dass sich mam und paps ausgedacht haben, zu erzaehlen und dabei noch so todungluecklich auszusehen, dass die eltern sich sicher ihre prozak-dosis erhoehen mussten, um den ausflug ueberhaupt zu starten.

die vierzehnjaehrige tochter schreit den etwa zwoelfjaehrigen sohn an. der schmeisst das fahrrad seiner aelteren schwester um, worauf die irgendwas nach ihm wirft. backenbartpapi geht dazwischen. sonnebrillenmami versucht inzwischen, die aelteste tochter von ihrem handy zu trennen, indem sie irgendwelche durchaus einleuchtenden dinge ueber „familie wenigstens einmal was zusammen unternehmen“ erzaehlt. die aelteste gibt sich unbeeindruckt und dreht mami den ruecken zu, um weiter zu telefonieren.

inzwischen versucht der rest der familie, sich umzubringen: die beiden etwa sechsjaehrigen zwillinge (hormonelle fertilisationsunterstuetzung) spielen fangen am bahngleis. ich wuerde mich wohl auch unter einen zug schmeissen wollen, wenn die alternative darin bestuende, einen tag auf dem anhaeng-rad am velo hinter einem elternteil zu haengen und deren arsch immer auf augenhoehe vor mir schaukeln zu haben. nein, lieber schnell und schmerzlos.

die mami dreht sich von mir weg. ihr werdets ncht glauben. an ihrem ruecken haengt noch eins, vielleicht etwa jaehrig, natuerlich in einem northface-kinderrucksack.

ich kann mir vorstellen, wie jedesmal, wenn die beziehung in eine krise geriet, die idee nach einer staerkeren familie hochkam „vielleicht sollten wir nochmal ein kind haben?“

bei kleineren krisen setzt man sich zusammen an den riesigen kuechentisch und plant gemeinsame ausfluege mit dem rad, um die familie wieder etwas naeher zusammen zu bringen.

backenbartpapi wuenscht sich jetzt, er haette sein strumgewehr nicht bei der letzten aktion seiner SP-kumpels ins zeughaus gebracht. und sie sind noch nicht mal gestartet…..

so sehen die familienausfluege nur unter sehr starken drogen aus:

familie-fahrraeder-pfad_~u11584425


ich weiss nicht, obs an meinem bart liegt, aber langsam bin ich etwas verunsichert. ich hatte schon schwierigkeiten, mich daran zu gewöhnen, dass jugendliche mich „siezen“.

heute morgen stand ich voll jugendlichem elan auf und machte mich forschen schrittes auf in richtung tramhaltestelle. laute musik auf den kopfhörern und lautere lebensenergie im herzen.

der 2er kommt, ich steige ein. lehne mich lässig an die haltestange..

da steht ein junges mädchen auf und meint:

„Sie können gerne meinen Platz haben“

aaaaargh!

ich seh alt aus *jammer*. den bart sieht man auf schwarz/weiss-bildern nicht, WEIL ER GRAU IST!
redderalt

too much too young

Veröffentlicht: Mai 29, 2009 in bildung, gender, kultur, medien, reda, sex, stil

etwas ska um in den tag zu kommen. der text ist natürlich üüüberhaupt nicht von bedeutung… 🙂


Bei uns am stadelhofen ist jetzt eine grossbaustelle mit vielen bauarbeitern.

Frueher haette das bedeutet, dass die verschwitzten typen genussvoll jedem rock hinterhergepfiffen haetten, um sich nachher grinsend zuzuzwnkern. Bei blondinen mit doppeltem einsatz.

Heute bedeutet das, dass sich die bueromaeuschen und die werberinnen da verabreden, um noch einen blick auf einen muskebepackten, braungerannten bauarbeiter zu werfen, bevor sie zum apero gehen.

Die armen kerle stehen da als reine sexobjekte wie auf einer buehne. Sie getrauen sich kaum, ihre t-shirts auszuziehen. Die girls beginnen dann immer gleich zu pfeifen und zu johlen wie die proleten..

Emanzpation hat durchaus ihre erheiternden seiten…


das ist einer der gründe, wieso ich nicht an die ehe glaube. und privat ist es grad auch nicht…

liebe

rockzipfel

Veröffentlicht: Mai 28, 2009 in erlebnisse, geschichten, kultur, leben, medien, reda, stil, zürich

zum hören, nicht zum druntergucken:


Was mich an jungen menschen immer wieder ueberrascht, ist, dass sie denken, sie wuerden die dinge das erste mal in der ganzen menscheitsgeschichte tun.

Da gibts diese jungen dinger, die mit ihren homosexuellen anteilen kokettieren und immer mal wieder mit einer freundin rummachen. Ich hab da nichts dagegen. Im gegenteil.
Das erweitert den horizont und ist nett anzusehen, auch bei maennern, wenn es auch leider weniger vorkommt, dass maenner da erfahrungen sammeln.

Komischerweise kann ich bei genau diesen jungen frauen oft beobachten, dass sie in der oeffentlichkeit ploetzlich keine homo-erotischen neigungen mehr empfinden, sobald der erste macho-arsch sie als eigentum betrachtet und sie ihn unsaeglich anschmachten.

Schade eigentlich…

Nur, wir hatten diese phase auch. In den achzigern, und wir waren nicht die ersten (auch wenn wir das dachten), vor uns gabs die 60er, davor die 20erm und schon die roemer und die griechen fanden das unglaublich hip.

Aber vielleicht ist es ja ein teil des spasses, wenn man denkt, man schockiere irgendwen. Auch wenn man der einzige ist, der das denkt.

Ach, der jugend froehlich ungestuem…


nachdem ich mich für eine männerkolumne stark gemacht hab, kriege ich diverse zuschriften, die mich vermeintlich unterstützen.

„neue männer braucht das land!“

hm, naja, die meisten frauen wissen ja nicht mal, wie sie mit ihren alten umgehen sollen.

es geht nicht darum, neue rollenvorbilder zu schaffen. die schaffen sich von alleine. es geht darum, selbstwert für das zu empfinden, was wir bereits sind. ob softie, macho, bildungsspiesser oder möchtegern-patriarch: die emanzipation und der ultra-individualismus geben uns zum ersten mal seit adam die chance, unsere rollen selbst zu bestimmen und einen scheiss darauf zu geben, was frauen oder die gesellschaft dazu meinen.

wir können stolz darauf sein was wir sind, selbst wenn wir nur kleine würstchen sind. unsere emanzipation bedingt nicht einen wechsel, sondern mehr selbstbewusstsein. 

und endlich sind wir soweit, die verantwortung, die macht und den ganzen karriere-scheiss abzugeben, ohne dass wir deshalb schwanger werden müssten. wenn wir wollen, können wir uns mehr in der familie engagieren, wir können schmetterlinge fangen, rosa t-shirts tragen, den finger beim kaffeetrinken abspreizen oder in stinkenden bauklamotten vor dem fernseher starTV-sexclips schauen.

durch den wegfall der alten rollenbilder sind wir endlich frei. nun brauchen wir nur noch den mut, diese freiheit auch zu leben.

wir brauchen keine „neuen männer“. WIR ALTEN SIND EIGENTLICH ZIEMLICH IN ORDNUNG!

back cun slang!

Veröffentlicht: Mai 27, 2009 in bildung, kultur, leben, medien, musik, reda, stil, zürich

wie deichkind nur besser!